Allgemein / Hotel
Fangen wir beim Namen an. Mal ehrlich - als Sie "Parkhotel Heidehof" hörten, haben Sie da nicht auch mindestens so eine Art Gutshof vor Ihrem geistigen Auge gesehen? Oder vielleicht sogar ein Schloss? Auf jeden Fall aber doch ein stattliches Gebäude, in einem weitläufigen Park gelegen und selbstverständlich mit altem Baumbestand umgeben, oder? Und natürlich fernab von profanen Industriegebieten und langweiligem Reihenhaus-Einerlei. Pech gehabt! Steuern Sie mal mit Google Earth o.ä. die Adresse an. Das Hotel liegt in der Nähe einer lebhaften Bundesstrasse und ist auf drei Seiten von gemischt genutztem Vorstadt-Einerlei umgeben (ein Getränkemarkt ist auch dabei). Auf der 4. Seite schliesst sich ein Acker an. Wie kommt's nun zu dem stimmungsvollen Namen? Na ja, dieser Stadtteil von Gaimersheim (NICHT Ingolstadt!) heisst eben ?Mittlere Heide?... der Rest geht wohl auf die Kappe eines findigen Marketing-Menschen. Sorry - keine Spur von mit Erika bewachsenen sanften Heidehügeln...Wie sieht nun das Gebäude aus? Auf der Eingangsseite der Homepage erscheint ja für einige wenige Sekunden ein Ausschnitt der Fassade, bevor Sie dann schnell mit Details aus der Wellness-Landschaft beduselt werden. Was dort noch, mühsam aufgemotzt durch irgendein blaues Gestänge ohne Funktion, zumindest modernistisch anmutet - in Wahrheit ist es ein trister, mühsam angehübschter Betonklotz mit der ganzen Öde, wie man sie von DDR-Plattenbauten kennt. Schaun Sie mal: http://www.holidaycheck.de/bild-Parkhotel+Heidehof+Gaimersheim+bei+Ingolstadt+Parkhotel+Heidehof-ch_ub-id_1155806329.html?ebene=hid
Lage
Nun gut - Sie kommen also an. Nachdem man Ihnen an der Rezeption die Schlüsselkarte ausgehändigt hat, geht's aufs Zimmer. Pech, wenn Sie dazu den Aufzug benutzen müssen. Der ist nämlich viel zu klein und eng und fasst allenfalls drei Personen , und auch das nur ohne Gepäck. Also - zusammenrücken! Und warum die Aufzugtüren mit einer Art Tarnanstrich versehen sind? Ich weiss es auch nicht. An der Zimmertür angekommen, wird es Ihnen nach einigen Versuchen gelingen, mit einem eleganten Gleitflug der Schlüsselkarte am Schloss vorbei - nicht zu nah und nicht zu weit weg, bitte! - den Mechanismus zum Auslösen zu bewegen. Nur - kommen Sie auf jeden Fall vor Einbruch der Dunkelheit an, denn sonst müssen Sie sich vorsichtig in das stockfinstere Zimmer hineintasten. Sie werden vermutlich nach einiger Zeit erleichtert den Lichtschalter ertasten. Dann knips - aber denkste! Immer noch dunkel. Denn man hat wahrscheinlich an der Rezeption wieder vergessen, Sie darauf hinzuweisen, dass die Schlüsselkarte erst tief in den engen Schlitz eines Plastikhalters innen an der Tür eingeführt werden muss, um den Hauptschalter zu betätigen, der dann die Stromzufuhr für das Zimmer freigibt. Rechnen Sie für den Gesamtvorgang mit etwa 15 Minuten - und gehen Sie vorsichtshalber lieber vorher irgendwo im öffentlichen Bereich aufs Klo.
Service
Mein Zimmer war auf den ersten Blick so weit in Ordnung, obgleich für mich einen Tick zu schicki-micki eingerichtet. Über das Fussende des Bettes war kunstvoll ein Stück schweren Vorhangstoffs drapiert, dessen Funktion bis zuletzt unklar blieb. Man konnte das Teil dann zwar auf den benachbarten Sessel auslagern, brachte sich hierdurch jedoch um jedweden Fernsehgenuss. Denn man brauchte den Sessel, um auf den an der gegenüberliegenden Wand starr montierten Flachbildschirm einigermassen blicken zu können. Pläne, im Bett mit einer Flasche Wein bewaffnet selig bei den Tagesthemen wegzuduseln, sollten Sie sich abschminken - es sei denn, Sie könnten um die Ecke gucken.
Gastronomie
Unterhalb des Fernsehers war merkwürdigerweise ein riesiger, stark vergrössernder Kosmetikspiegel angebracht (im Badezimmer hätte er mehr Sinn gemacht). Nur fehlte leider rechts die Feststellschraube, was den Spiegel fortwährend in eine horizontale Stellung zurückbrachte und ihn so prinzipiell unbenutzbar machte.Über das Essen ist wenig zu berichten - ausser vielleicht, dass ich im Rotkohl das Fragment eines Stahlschwamms fand, wie man ihn zum Scheuern von Topf und Pfanne gerne benutzt. Dem Argument der deutlich ostdeutsch sprechenden Leiterin des Restaurantbereiches, das könne eben mal vorkommen, hatte ich nichts entgegenzusetzen. Also - "Schwamm drüber" sozusagen... selbst wenn er aus Stahl ist.
Sport / Wellness
Das Frühstück war unauffällig bis mangelhaft, abgestanden und lieblos. Aber es war ausreichend vorhanden - wenn nicht gerade wieder einmal etwas "aus" war und nur schleppend ersetzt wurde.
Zimmer
Falls Sie planen, während Ihres Aufenthaltes im "Heidehof" ein wenig auf Ihrem Laptop zu werkeln, sollten Sie wissen, dass ein W-Lan zwar vorhanden, jedoch gebührenpflichtig ist - und zwar mit erstaunlichen 10 EURO pro Stunde! Jeder Landgasthof im Bayerischen Wald kann das inzwischen besser. Bei einer diesbezüglichen kritischen Bemerkung an der Rezeption werden Sie auf einen einzelnen, kostenlos benutzbaren Computer in der Stehkabine im Keller verwiesen. Viel Glück ? bei 115 Zimmern und Suiten!
Preis Leistung / Fazit
Nur ein Tipp noch: Vermeiden Sie die Vorweihnachtszeit. Denn sonst ist zu befürchten, dass wieder ein kleinwüchsiger, aber nerviger Plastik-Weihnachtsmann Ihnen gleich an der Rezeption über die blechernen Lautsprecher irgend etwas von Jingle Bells entgegenquäkt und dabei um sein Leben twisted. Meine Güte - wie lustig. Es ist eben ein niveauvolles 4-Sterne-Superior Hotel, unser ?Heidehof?...